Rund um den Verein

Unser Lauchheim…

Es ist ein wunderschönes Flecklein Erde im oberen Jagsttal: ringsum waldige Höhen, im Tal ein Flüßlein, Weiher, Gehöfte und Mühlen im gesegneten Gelände verstreut, und hart am Flußrand das freundliche Städtchen Lauchheim mit Kuppeln und Türmen, das seine vielhundertjährige Vergangenheit schon äußerlich nicht bergen kann.

Nicht groß und volkreich, aber so recht das Bild einer echtdeutschen Kleinstadt; vor dem obern Tor eine kleine Kapelle unter einer mächtigen alten Linde und dabei ein Brunnen; die breite Hauptstraße mit großen Häusern und hallenden Torwegen; der enge Marktplatz mit spitzgiebeligen Häusern, die mit Madonnen geschmückt sind und einen anheimelnd plätschernden Röhrenbrunnen, wo am Abend geschwätzige Mägdelein Wasser schöpfen und wo dann auch, die Lage des Städtleins in feldbauender Gegend verratend, schleppfüßige, gefleckte Rinder den Durst stillen.

 Und gehen wir dann aus dem Städtlein hinaus an dem alten holzüberbauten Bleichbrunnen vorbei, wo das Tal breiter wird, da blickt von steiler Bergeshöh‘ aus grünendem Baumkranz das stolze Schloß Kapfenburg mit seinen drei Giebeln und den vielen im Sonnenschein blinkenden Fenstern herab auf das von Alters ihm schutzbefohlene Lauchheim.

Präambel der von Herrn Dr. August Gerlach, Stadtarzt in Lauchheim, am 6. Oktober 1907 geschaffenen „Chronik von Lauchheim“

Aufgaben und Zielsetzung der Obst- und Gartenbauvereine

In den Anfangszeiten des Zusammenschlusses von Obstbauern zu sogenannten Obstbauvereinen vor über hundert Jahren sahen diese Vereine ihre Aufgabe vor allem darin. die Ernährung der Familien zu verbessern sowie die Vermarktung des angebauten Obstes zu organisieren. Vor allem aber war die Ungezieferbekämpfung, die in der gesamten Gemeinde mittels einer meistens von den Gemeinden beschafften Baumspritze erfolgte, eine Hauptaufgabe, die dann nicht nur den Vereinsmitgliedern zugute kam.

Der Wandel der Zeit betraf die Ziele der Vereine in zusätzlichem Maße, je mehr sich innerhalb der Dörfer der Verstädterungsprozeß abzeichnete. Die heutigen Orte in Verdichtungsräumen und deren Randzonen stellen Obst- und Gartenbauvereine vor Aufgaben, die sich von Dörfern in ländlichen Räumen, von Orten in Höhengebieten oder mit Landschaften aufgelockerter Siedlungsstruktur teilweise erheblich unterscheiden, da gerade hier der Mensch unserer Tage ein anderer geworden ist. Kürzere Arbeitszeiten, und als Folge davon intensivere Leistung, fordert ihn immer mehr, gibt ihm aber noch mehr freie Zeit. Jedoch: Massenmedien und Massenproduktion stürmen gezielt auf ihn ein. Seine Arbeitsumwelt ist Plastik, Asphalt und Beton. Glücklich, wer sich den Stimmen der Natur zuwenden kann.

Nur kommt die Natur nicht einfach auf uns zu, wie eben z. B. Rundfunk, Fernsehen, die da sind, drückt man nur auf den Knopf: „Nun unterhaltet mich mal schön!“

Natur will gesucht werden – im Wald und Flur – aber auch ebenso im Garten daheim. Und diesen Personenkreis, die Freizeitgärtner, wollen die Obst- und Gartenbauvereine mit ihrer Arbeit unterstützen. Denn der schönste Inhalt eines Gartens ist der glückliche Mensch. In zahlreichen Orten ist ein gewisser Trend zu „pflegeleichten“ Gärten zu beobachten, die hauptsächlich aus Rasenflächen und Nadelgehölzen bestehen. Obstbäume müssten aber doch weiterhin Bestandteil unserer Dorfbilder bleiben. Und gerade in diesem Bereich wollen wir aktiv sein:

welche Arten von Bäumen und Sträuchern sind standortgerecht und landschaftstypisch am besten geeignet

  • wie betreibt man ökologischen und somit gesunden Gartenbau
  • welche Anbauformen – Hoch- oder Halbstamm, schlanke Spindel, Spalier – sind möglich und zweckmäßig
  • Baumschnitt und Pflege
  • welche empfindlichen, sehr spritzbedürftigen Sorten wären zu meiden bzw. welche geeignete, robuste Sorten sollten angebaut werden
  • welche Wildobstarten bieten geeignete Bienenweiden
  • Lagerung und Haltbarmachung von Gartenerzeugnissen
  • Bodenverbesserung, Düngung
  • wie kann Hausschmuck individuell gestaltet werden

,,Freizeitgarten“ sagt aus, dass Freizeit im Garten verbracht wird. Das heißt, dass der Garten (auch) zum Ausruhen da sein soll. Gerade in diesem Bereich gehört mehr Mut zur Farbe im Blumenbeet und Gehölz. Gartenstauden und Sommerblumen, die an Ort und Stelle ausgesät werden, sind Pflanzen, die ohne große Pflege nicht nur den Garten, sondern auch der Seele zum Guten gereichen.

Bedeutung des Obstbaus einst und heute

Bereits zur Steinzeit bestimmten Obstbäume wie Apfel, Kirsche und Pflaume das Bild der Bodenseelandschaft. Es waren Sträucher mit Früchten, die mit unseren heutigen Sorten kaum verglichen werden können. Erst den Römern blieb es vorbehalten, die Obstbäume, insbesonders den Apfel, der ursprünglich aus der Gegend zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer stammen dürfte, zu veredeln.

In den folgenden Jahrhunderten ist von den seinerzeitigen Obstarten nur der Apfel vorwiegend als Frischobst verzehrt worden. Kirsche und Pflaume empfahl man damals zur Verwendung als Dörrobst, Birne zur Verwendung als Dörr- und Kochobst. Bratäpfel bereicherten den sonst einseitigen Speisezettel, aber man wußte auch, wie man aus Apfeln Most und Essig bereitete.

Wie sehr unsere Vorfahren von der Natur abhängig waren, zeigen Aufzeichnungen: Von 1473 wird berichtet,,,daß es ein heißer und dürrer Sommer war, daß die Flüsse austrockneten und sich da und dort in Deutschland die Wälder entzündeten. Doch litten die Früchte keinen Schaden. Es gab in diesem Jahr besonders guten Wein und viel Obst. Man schrieb die Güte der frühen Blüte und der warmen Witterung zu. Schon im Februar blühten die Bäume und vor Johanni, am 24. Juni, war die Ernte eingebracht. Die Bäume blühten zweimal und im Winter gab es abermals Kirschen“. Meist machte aber die Witterung den Obstbauern zu schaffen: Starke Schneefälle im Mai, Hagelunwetter, dazu noch Ungeziefer, brachten viele Obstbauern um die Früchte ihrer Arbeit und breite Bevölkerungsschichten mangels erschwinglicher Nahrungsmittel in große Not.

Streuobstwiesen prägten das Landschaftsbild früherer Feldfluren, sie wurden von Menschen geschaffen, und bevor der weltweite Handel mit Obstsorten, vor allem den exotischen Früchten, begann, versorgte sich die einheimische Bevölkerung selbst mit Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Kirschen und Apfeln. Streuobstwiesen begrünten unsere Dörfer, säumten Landstraßen und waren nicht zuletzt Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Noch bis in die Nachkriegszeit galt es, durch den Obstbau vorrangig die Ernährung der Familien zu verbessern. Der grundsätzliche Strukturwandel im Obstbau, der Preisverfall für heimische Obstsorten im Inland und die Einfuhr von Südfrüchten haben den Streuobstwiesen zugesetzt, der Erwerbsobstbau wandte sich neuen, ergiebigeren und vor allem qualitativ besseren Sorten zu, Hochstämme wurden durch maschinell einfach zu bearbeitende Spalier- und Zwergbaumkulturen ersetzt. Hinzu kam noch, daß infolge staatlicher Rodungsmaßnahmen, Baulandgewinnung und Flurbereinigung zahlreiche Obstbaumbestände verloren gingen.

Ein weiterer Nachteil des Hochstammobstbaus war und ist auch heute noch, daß die im Durchschnitt nur mäßig gepflegten, vielfach aber sehr vernachlässigten Hochstammbestände nur unregelmäßige Erträge und unzureichende Qualitäten liefern. Für die freie Landschaft ist nur zu hoffen, daß trotz der vorgenannten Nachteile ein genügender Bestand großer Obstbäume, sei es in Anlagen, in Gruppen oder markanten Einzelexemplaren zugunsten unseres Landschaftsbildes erhalten wird.

Kleine Kulturgeschichte des Apfels – Von Robert Weber von Webenau

War es wirklich ein Apfel, den Adam vom Baume der Erkenntnis pflückte, um ihn Eva zu verehren? War es wirklich ein Granatapfelduft, der im,Hohelied“ der Bibel mit dem Atem einer geliebten Frau verglichen wurde? Und wie sagt König Salomo, der Weise: ,Ein Wort, geredet zu einer Zeit, ist wie güldene Äpfel auf silbernen Schalen…“ Wandert man weiter auf den Spuren des Apfelbaumes, kommt man in die Jungsteinzeit und findet dort die ,Pfahlbaum-Äpfel“, eine Kreuzung zwischen Holz- und Paradiesäpfeln, die auf den Felsmalereien dieser Zeitepoche in erstaunlicher Natürlichkeit dargestellt sind.

Unterstrichen wird diese Behauptung der Archäologen dadurch, daß die Steinzeitmenschen die Früchte in getrocknetem Zustand verspeisten. Der Wunderbaum der Hera Die tatsächliche Heimat unserer Äpfel dürfte aber die Gegend zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer sein, von wo sie etwa fünftausend Jahre später nach Europa gekommen sind. Einwandfreie Hinweise auf den Apfel findet man weiter sowohl auf den babylonischen Tontafeln als auch auf ägyptischen Papyri. Zu einer großen Bedeutung scheinen Äpfel aber erst bei den alten Griechen gekommen zu sein. ,Der Schönsten“, stand auf einer dieser wohlschmeckenden Früchte, um die sich die Hera, Athene und Aphrodite, Göttin der Liebe, stritten. Paris als Schiedsrichter aufgerufen, überreicht den Apfel Aphrodite, die ihm dafür Helena, die Gattin des Königs Menelaus von Sparta, versprach.

Paris entführte Helena – sie galt als die schönste Frau der Erde – nach Troja. Grund genug, einen Krieg zu beginnen, da Menelaus verständlicherweise auf Helena nicht verzichten wollte. Als Trojanischer Krieg ging er in die Geschichte der Griechen ein. Mit besonderer Liebe wurde der Apfel immer wieder in der darstellenden Kunst verwendet, vor allem bei der Darstellung der Madonna. Zahlreich wie Sand am Meer sind die dichterischen Werke, die sich mit dem Apfel beschäftigen. Vor allem sei der griechischen Dichterin Sappho gedacht, deren Vers vom „Apfel, der hoch auf dem höchsten Ast rot glüht“ noch heute als Ausdruck des unerfüllten Verlangens gilt. Aus der Fülle der Beispiele sei Schillers,,Wilhelm Tell“ herausgegriffen, in dem der Titelheld einen Apfel vom Haupte des Knaben abschießen mußte, um seine Kunst als Armbrustschütze zu beweisen.

Selbst Goethe hat in seinen Gedichten, ebenso wie Anastasius Grün, Storm, Hebbel, der köstlichen Frucht unvergängliche Worte gewidmet, Gottfried Keller beschreibt im ,Grünen Heinrich“ eine reizende Szene im Apfelgarten der schönen Judith. Am bekanntesten ist aber die stimmungsvolle ,,Einkehr“ von Ludwig Uhland, die wir wahrscheinlich noch alle aus der Schulzeit kennen: Bei einem Wirte wundermild, Da war ich einst zu Gaste. Ein goldner Apfel war sein Schild An einem langen Aste. Es war der gute Apfelbaum, Bei dem ich eingekehret. Mit süßer Kost und frischem Schaum Hat er mich wohl genähret.

Es gäbe noch viel zu erzählen, denn der Apfel wird von dem Menschen zu jeder Jahreszeit hoch geschätzt, und die Menschen sehen im Apfelbaum ein vertrautes Lebenssymbol, das in keinem Hausgarten fehlen darf. Genießen wir darum den reichen Segen seiner Früchte mit bedachtsamer Dankbarkeit…